Billard ist die hohe Kunst des Vorausdenkens. Es ist nicht nur ein Spiel, sondern in erster Linie eine anspruchsvolle Sportart, die neben physischer Kondition, das logische Denken eines Schachspielers und die ruhige Hand eines Konzertpianisten erfordert.
Albert Einstein
* 14. 03. 1879 – † 18. 04. 1955
Dokumentarisch belegt ist die Existenz des Billard erst seit der Renaissance, der Zeit zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. So wurde 1514 auf der Inventarliste der französischen Gräfin Charlotte Adalbert ein Billardtisch aufgeführt. 58 Jahre später, in der Bartholomäus Nacht am 24. August 1572, versuchte König Karl IX., sich beim Spiel mit den Billers (franz. = Kugeln) abzulenken, derweil zur selben Stunde in Paris und ganz Frankreich mehr als 20000 Hugenotten auf seinen Befehl hin niedergemetzelt wurden.
Doch nicht immer wurde Billard unter so blutrünstigen Umständen betrieben. Sicherlich, sein Wettspielcharakter führte bei so mancher Partie zu der einen oder anderen tätlichen Auseinandersetzung. Man spielte um Geld und Prestige, so wie beispielsweise die Herren Mellant und Legant in Maisonfort, die während einer Partie heftig aneinander gerieten. Das Ende des Streits war ein spontanes Duell, wobei die Wahl der Waffen leicht fiel: Kugeln - allerdings Billardkugeln! Monsieur Mellant machte kurzen Prozess: Er bewarf und traf seinen Konterpart so hart mit der roten Kugel, dass dieser tot umfiel. So geschehen im Jahre 1843.
War zur Zeit der Frührenaissance das Tischspiel noch dem Adel vorbehalten, änderte sich dies zu Beginn des 17 Jahrhunderts. 1610 wurde in Frankreich erstmals eine Genehmigung erlassen, die es erlaubte, öffentliche Billardsalons zu betreiben. Aber auch in anderen europäischen Ländern griff zu jener Zeit der "Kugel-Bazillus" schnell um sich.
Gleichzeitig zu seiner raschen Verbreitung wurde das Spiel zunehmend verfeinert, die Geräte immer weiter verbessert. Diese Kultivierung brachte Neuerungen wie den Tischbezug mit feinem Stoff, Kugeln aus Elfenbein oder Edelhölzern, leichtere und gerade Queues mit Lederkäppchen und elastischere Banden. Das Spiel wurde zusehends variiert, so dass 1855 die Enzyklopädie der Spiele von Alvensleben nicht weniger als 35 Variationen der "Ballspiele auf dem Tisch" aufführte. Während sich aus dem deutschen Billard, dem Lochbillard, bald das Snooker und später in Amerika daraus das Pool entwickelte, bekamen ursprünglich zwei Kugeln des französischen Billards, dem Karambole, eine Schwester hinzu.
1884 gründete der französische Meisterspieler (und wahrscheinlich erste Vollprofi) Maurice Vignaux in Paris das "Cafe Magnin" - die erste Billardakademie der Welt. Der Wettstreit mit dem Amerikaner Slossom, bei dem Vignaux mit einer ununterbrochenen Serie von 1531 Kugeln gewann, zeigt, dass Billard damals schon im neuen Kontinent weit verbreitet war. Bereits sechs Jahre zuvor fanden die ersten amerikanischen Poolmeisterschaften statt. In Europa mit Ausnahme von England, setzt sich jedoch zunächst das französische Carambol durch. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Pool durch die amerikanischen Soldaten nach Europa reimportiert. Es dauerte nicht lange, bis sich lockere Gemeinschaften zusammenfanden, die dem "neuen" Sport nachgingen.
1971 schließlich organisierte man sich in Deutschland zum "Deutschen Pool-Billard-Bund e.V." (DPBB). Er führte einheitliche Sport- und Spielregeln ein, die mit der Aufnahme in die "European Pocket Billard Federation" (EPBF) aktualisiert und den internationalen Regeln angepasst wurden. Offizielle Spiele wurden das 8-Ball, 9-Ball und 14.1 endlos. In allen drei Varianten werden Europa- und Deutsche Meisterschaften, im 9-Ball auch Weltmeisterschaften ausgetragen.
(Quelle: Poolbillard von Bogdan Pejcic und Polf Meyer aus dem Falken-Verlag)